5 Tipps, um die Leinenführigkeit mit zwei Hunden entspannt zu meistern

von Anne Bucher

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Mehrhundehalter:innen kennen das Problem: ein Hund vorn, einer hinten und der Mensch hängt in der Mitte – je nach Hundeanzahl hat man die Wahl, ob man zwei- oder verteilt wird. Oder, für mich noch schlimmer, gefesselt in der Mitte hüpft.

„Bondage nur zu Hause“ habe ich meinen Hunden oft zugerufen. Doch mir schwante schon damals: Sie haben es nicht verstanden.

Die Leinenführigkeit mit zwei Hunden oder mehr ist tricky – zumindest dann, wenn man eine Leinenführigkeit und kein perfektes Fuß will.

Warum die Leinenführigkeit schwer, mit mehreren Hunden noch schwerer, und zwar viel schwerer als das „Fuß“ ist, verrate ich Dir in diesem Artikel.

Ich lasse dich damit allerdings nicht alleine stehen, sondern gebe Dir fünf Tipps, wie Du die Leinenführigkeit mit mehreren Hunden trainieren kannst.

Meine Erfahrungen mit der Leinenführigkeit von mehreren Hunden

Meine Golden Retriever Hündin Maggie hatte Angst vor der Leine, als sie zu uns kam. Sie hatte keine rosigen Erfahrungen gemacht. Auch, wenn sie im Freilauf ein echter Sonnenschein war, stand für mich fest: Die Leinenführigkeit muss klappen.

Ob Naturschutzgebiet, Brut und Setzzeit, Silvester oder Straßen – es gibt einfach tausend gute Gründe, einen Hund an die Leine zu nehmen. Ergo muss er es so gut können, dass es ihn und mich nicht stresst.

Kaum hatte Maggie gelernt, dass bei uns die Leine nur eine Sicherung darstellt und sie keine schmerzhaften oder erschreckenden Übergriffe dadurch zu fürchten hat, kamen im Wechsel Pflegehunde und später meine beiden weiteren Hündinnen Minnie und Nayeli dazu. Die meisten von ihnen kannten keine Leinen, kein Gassigehen und auch sonst nichts, was bei uns zu einem klassischen Alltag dazugehört.

Das Fazit: Sie waren gestresst durch die unbekannte Bewegungseinschränkung und reagierten mit steigender Erregung, Nayeli mit gesteigertem Aggressionsverhalten uns und unseren Hunden gegenüber und Minnie raste wie eine Wahnsinnige um uns herum und wickelte uns ein.

Hinzu kommt das, was in Hundegruppen häufig passiert, wenn sie bislang nicht super aufeinander eingespielt sind: Die Erregung beim Spaziergang und in vielen anderen Situationen steigt an. Enge, wie in Hausfluren oder an Leinen, lässt die Erregung dann noch einmal hochschnellen und so schraubte sich die Erregungs- und Problemspirale immer hoch.

Es war einfach nur Mist und hat mich unglaublich gestresst. Je angespannter ich wurde, desto mehr fiel Maggie in ihr altes Ziehen und machte es damit noch schlimmer.

Vollkommen überfordert stand ich mit mehreren langen Leinen im Wald, war eingewickelt und versuchte fleißig Knoten zu lösen, während Minnie uns schon um den nächsten Baum wickelte.

Mein erstes Fazit war einfach, die Leinen wurden kürzer, die Freiheiten weniger und für mich war es einfacher. Zumindest kurzfristig.

Denn nun fehlte die Freiheit – alles, was einen Spaziergang für einen Hund erstrebenswert macht, fiel weg. Und nicht nur das: Je kürzer die Leinen, desto schneller muss der Mensch sein, um eine gute Leinenführigkeit zu trainieren.

Ja, ich war nicht mehr eingewickelt – das Problem war gelöst. Allerdings war der Spaziergang auch kein Spaziergang mehr.

Leinenführigkeit ist komplex – je mehr Hunde Du hast, desto komplexer wird es

Es gibt einen Grund, weshalb es so komplex ist. Leinenführigkeit ist nicht der eine Bewegungsablauf, wie z. B. das Hinsetzen nach dem „Sitz“, sondern es sind viele Bewegungen, die jedoch nur in einem bestimmten Kontext okay sind. Das macht es für unsere Hunde viel schwerer zu lernen.

Ein „Fuß“ (also ein, bleib an meinem Bein kleben) ist viel klarer und deswegen leichter zu lernen. Was für uns ein „er muss doch nur im Leinenradius bleiben“ ist, ist für den Hund längst nicht klar, sondern eher ein „Hä, was denn nun?“.

Solange er es nicht richtig gut kann, ist er auf Deine Mithilfe angewiesen. Konzentrierst Du dich jedoch auf mehrere Hunde, werden Deine Hilfestellungen schwammiger und unklarer. Totale Verwirrung, die zum Leinensalat führt.

Ein allgemeines „Geheimrezept“ für die Leinenführigkeit mit zwei Hunden oder mehr gibt es nicht – das Training steht und fällt mit vielen Faktoren.

Damit Du Dir ein Bild machen kannst, kommen hier einige davon:

  • Kann ein oder mehrere Hunde auch in den Freilauf?
  • Welche weiteren Herausforderungen habt Ihr im Alltag?
  • Kannst Du Deine Hunde zeitgleich oder unmittelbar nacheinander konfliktfrei belohnen?
  • Beherrscht einer der Hunde das Konzept der lockeren Leine bereits, vielleicht sogar unter hoher Erregung?
  • Wie viel müssen die Hunde an die Leine?

Je nachdem, wie Du diese Fragen beantwortest, wird das Training mit mehr oder weniger Planung möglich. Je seltener Du mit allen Hunden an der Leine längere Strecken überwinden musst, desto leichter wird es. Je häufiger es der Fall ist, desto mehr musst Du dich konzentrieren, Pausen für Euch einbauen und Fehler wieder ausbügeln.

Keine Frage, es geht auch mit mehreren Hunden, dass eine echte Leinenführigkeit entsteht – es steht und fällt einzig mit Deiner Konzentration, Geduld und Spucke.

Was ist denn eine „echte Leinenführigkeit“?

Bist Du im letzten Absatz über den Begriff „echte Leinenführigkeit“ gestolpert? Gut so. Ehe ich nämlich zu den Tipps komme, sollten wir kurz klären, was Du mit diesen Tipps erreichen kannst und, was für mich der Inbegriff einer Leinenführigkeit ist.

Leinenführigkeit bedeutet für mich, dass Deine Hunde im Leinenradius alles an Verhalten zeigen dürfen, solange die Leine dadurch nicht stramm wird. Stramm ist die Leine dann, wenn der Karabiner nicht mehr der Schwerkraft folgt. Beginnt der Karabiner sich zu heben, bremst der Hund sich aus.

Mein Ziel ist es also immer, dass Hunde mittelfristig an der Leine ihr Ding machen und Hundesachen nachgehen können und weder der Mensch den Hund, noch der Hund den Menschen zieht. Je mehr Leinen sich beim Menschen treffen, desto größer muss dabei die Achtsamkeit aller sein.

Die Leine ist ein Hilfsmittel, das uns verbindet, und es bedarf einer guten Kommunikation, damit sie nicht zur gefühlten Gefangenschaft und damit zum Stressor wird.

5 Tipps für die Leinenführigkeit mit zwei Hunden

Genau darauf basieren auch meine fünf Tipps, mit denen Du die Leinenführigkeit mit zwei oder mehreren Hunden trainieren kannst. Genau darauf basieren meine fünf Tipps, wie Du die Leinenführigkeit mit zwei Hunden oder mehreren optimal trainieren kannst.

Tipp 1: Übe das zielgerichtete Belohnen mit zwei Hunden an der Leine

Bei der Leinenführigkeit geht es nicht nur darum, das richtige Verhalten, sondern auch darum, die Hunde auf eine Art zu belohnen, dass durch die Nähe kein erregungssteigernder Konflikt entsteht. Das geschieht viel häufiger, als man so denkt.

Daher sind Belohnungsrituale mit einem festen Ort und einer klaren Vorhersage, wer wann etwas bekommt, unerlässlich, um Ruhe und Struktur in das Training zu bringen. Wir lösen das über das Markersignal in Kombination mit Ankündigungen.

Tipp 2: Leinenhandling, Leinenhandling, Leinenhandling

Übe Dich – am besten ohne Hunde – darin, die Leinen gut zu führen. Das bedeutet, dass Du jederzeit in der Lage sein musst, leicht nachzugeben oder auch die Leine auszubremsen und dann wirklich festzuhalten. Das Bremsen ist wie beim Autofahren, Du willst nicht bis ans Stauende rasen und dann voll in die Eisen gehen, aber auch nicht 10 km vorher schon auf der Bremse stehen und Dauerbremsen.

Beim Leinenhandling übst Du Dich, die Leinen gleiten zu lassen und zu stoppen – sie werden weder um die Hand gewickelt, noch werden sie plötzlich kurz genommen. Viele Menschen bringt das mit einer Leine schon an ihre Grenzen. Du aber hast mehrere. Meine Empfehlung: verschiedene Farben oder Strukturen helfen Dir dabei fein mit der Leine zu arbeiten, deren Hund gerade die Aufmerksamkeit benötigt.

Tipp 3: Kurz und knackig trainieren – ausgiebig pausieren

Mache kurze knackige Einheiten mit beiden Hunden, nur solange Ihr wirklich erfolgreich üben könnt und dann mache Pausen. Pausen gehen stationär, im Freilauf oder mit schleppender Leine. Ich liebe es, erst einmal an bestimmten Stellen konzentriert zu üben und den Rest des Spaziergangs vorläufig in Kauf zu nehmen, dass es nicht klappt.

Wichtig: Die Pause ist idealerweise zur freien Bewegung da.

Tipp 4: Schneckentempo statt Streckenrennen

Je langsamer Du gehst, desto besser kannst Du Dich auf das, was nötig ist konzentrieren. Mach nicht Strecke, sondern eher die Schnecke. Suche Dir einen guten Ort zum Trainieren, an dem Du erst einmal nicht mehr machst, als das korrekte Belohnen – mit Leinen in der Hand und am richtigen Ort – zu üben. Klappt das gut, beginne mit wenigen Schritten.

Tipp 5: Trennen und zusammenführen

Am leichtesten geht es, wenn Du getrennt trainierst, aber immer am selben Ort. Wenn der zweite Hund in der Zeit frei mitlaufen oder sich eigenständig (z.B. mit einer Suche) beschäftigen kann, ist das super. Du kannst mit jedem eine kurze Trainingseinheit machen, sie lernen, dass dort am Ort Leinentrainingszeit ist. Wenn es mit beiden einzeln klappt, trainierst Du mit beiden, halbierst dafür aber Strecke und Zeit, weil die Erregung steigt und Deine Konzentration höher sein muss.

So erreichst Du entspannte Leinenführigkeit mit zwei Hunden

Die Leinenführigkeit mit zwei Hunden kann eine echte Herausforderung sein, aber mit den richtigen Ansätzen ist sie absolut machbar.

Möchtest Du genau wissen, wie unser Training aussieht und, wie wir das mit den einzelnen Hunden umsetzen? Dann empfehle ich Dir meinen Kurs „In vier Wochen zur Leinenführigkeit“ in dem Du Leinenhandling, Ort der Belohnung und auch die Übungen zu einem gezielten Leinentraining Schritt für Schritt lernst.

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Anne Bucher

Hi, ich bin Anne. Gründerin von „Anders mit Hund“ und der Anne Bucher Akademie. Meine Vision ist es, dass jede:r Hundehalter:in kompetente Unterstützung an der Seite hat, um ein bedürfnisorientiertes Leben mit Hund:en zu führen! Ich freue mich, wenn ich deine Unterstützung sein darf!

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